Gespräch mit Dr. Uwe Träger

Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Ernst- von-Bergmann, Potsdam. Uwe Träger teilt dem Patienten Frank Lange in den ersten Minuten des Films die Diagnose Hirntumor mit.
In seinem Behandlungszimmer, das auch im Film zu sehen ist:
Dass Sie »echt« sein müssen, spürt der Zuschauer sofort. Wie ist es Andreas Dresen gelungen, Sie, den Chefneurochirurgen vom Potsdamer Ernst-von-Bergmann-Klinikum zu diesem Film zu überreden?
Ganz einfach. Am Montag rief seine Assistentin an, am Mittwoch kam er selbst, und am Donnerstag haben wir gedreht.
So ganz ohne Vorbehalt?
In mir hat vieles nein gesagt, aber ich habe ja gesagt. Wohl weil es Dresen war. Da war ich neugierig, und ich hatte Vertrauen.
Wie haben Sie den Dreh erlebt?
Die Schauspieler haben mir, wie gesagt, sehr geholfen. Es war ein Gespräch in höchster Wachheit, höchster Konzentration. Ich habe die Kamera komplett vergessen, es gab auch keine Scheinwerfer, es war überhaupt nichts verän-dert in diesem Raum ... doch, wir haben den Kalender zurückgeblättert, es war schon November, aber es sollte Oktober sein.
Also war es für sie ein ganz alltägliches Gespräch, wenn man davon ausgeht, dass Menschen in diesem Raum Dinge erfahren, die sie aus jeder Alltäglichkeit reißen?
Ja. Zwei bis drei Mal in der Woche muss ich die Diagnose Hirntumor mitteilen. Aber hier war es noch schwerer, denn mit einem so aussichtslosen Fall bin auch ich selten konfrontiert.
Meistens kann ich mich in eine Perspektive retten, in das, was wir machen können. OP oder Chemotherapie. In achtzig Prozent der Fälle – vielleicht sind es sogar fast neunzig –, können wir handeln, auch wenn es manchmal nur sehr vorläufig ist, gerade bei dieser Art Tumor. Das ging hier nicht.
Ihre Aufgabe ist, Menschen das mitzuteilen, was jede Mitteilung sprengt. Ich glaube, es gibt da viele Möglichkeiten, den richtigen Ton zu verfehlen. Und wenn es ihn überhaupt geben sollte, haben Sie ihn wohl gefunden. Dabei sind Sie Chirurg, nicht Seelsorger ...
Es ist, wie gesagt, ein Tasten mit Worten. Und ich bin nicht nur als Arzt in diesem Raum, sondern auch als Mitmensch. Ich weiß, manch einer rettet sich in solchen Momenten in ein Übermaß medizinischer Fachausdrücke. Ich versuche, das auf das Nötigste zu begrenzen und den
Patienten Raum für ihre Fragen zu geben. Ich versuche, in den Gesichtern zu lesen, ob ich verstanden werde, wie das ankommt, was ich sage.